Das Dörfchen Gandria, eingeklemmt zwischen dem Seeufer und dem steilen Berghang des Monte Brè, überrascht den Besucher mit seinen verschachtelten Häusern und verwinkelten Gassen. Ein Streifzug durch diese Gassen und über die zahllosen Treppen ist ein besonderes Erlebnis. Man entdeckt versteckte Winkel, kleinste Terrassengärten, enge Läden, verschiedene Restaurants und schöne Fassaden, vor denen da und dort eine Katze vor sich hindöst. Und Zwischendurch erhascht man einen Blick auf den See, der vor dem Hintergrund einer hohen bewaldeten Bergkette ruhig und dunkel daliegt.
Auch hinter dem Dorf erheben sich steile Waldhänge, durchzogen von Spazierwegen, die hier und dort auf eine Lichtung führen, wo sich dem Spaziergänger ein einmaliger Blick auf die wunderschöne Terassenlandschaft auftut.
Die Region von Gandria ist reich an botanischen Besonderheiten, an Zeugen aus prähistorischer Zeit und an landwirtschaftlichen Gebäuden von beachtlichem wissenschaftlichem und kulturellem Wert.
Mineralien Über dem Dorf finden sich Kalkstein aus der Juraformation und erratische Granitblöcke, die zum Teil Inschriften tragen, die auf kantonaler und nationaler Ebene anerkannt und katalogisiert wurden.
Vegetation Die üppige Vegetation besteht aus zahlreichen Pflanzen und Blumen der submediterranen und balkanischen Flora, die vorwiegend trockene Standorte bevorzugen und zum Teil in unseren Breitengraden selten vorkommen, wie zum Beispiel die Hopfenbuche und die Blumenesche. Die Trockenwiesen enthalten ebenfalls seltene Pflanzen wie die Andropogon Gryllus, die Campanula boniensis, den Zürgelbaum sowie einige Gewächse, die den Ziergärten entwichen sind und mit der Zeit verwilderten (Opuntia humigusa, Agave americana, Erigeron Karviskianus, usw.).
Ein Schutzgebiet Das Gemeindegebiet von Gandria ist im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgeführt.
Der Uferweg von Gandria nach Castagnola Der "Sentiero di Gandria" führt dem Seeufer entlang von Gandria nach Castagnola. Auf diesem ruhigen und erholsamen Spazierweg, inmitten der mediterranen Blumen, Agaven, Lorbeer- und Olivenbäume fühlt man sich unweigerlich in südliche Gefilde versetzt. Am Wegrand laden einige Restaurants zu einer gemütlichen Rast direkt am See ein. Gegen Ende des Weges stösst man auf das Strandbad San Domenico. Eine kleine Oase des Frieden, wo man sich bei einem Bad erfrischen kann. Der Uferweg von Gandria gehört zum Voralpen-Nationalpark und ist auch für Naturforscher von beachtlichem Interesse. Dank seiner sonnigen Lage ist er auch für einen Winterspatziergang sehr geeignet.
Ein bisschen Archäologie auf dem Naturlehrpfad von Gandria Die Umgebung von Gandria ist gekennzeichnet durch ihre einmalige Landschaft und durch Naturvorkommen von grossem wissenschaftlichem und kulturellem Interesse. Im Sinne einer Aufwertung und Erhaltung dieses Naturreichtums wurde ein Naturlehrpfad errichtet, auf dem die natürlichen, historischen und kulturellen Aspekte der Region aus der Nähe betrachtet werden können. Der mit weissen und braunen Schildern bezeichnete Weg besteht aus 15 "Stationen", von denen jede eine archäologische, botanische, geologische oder visuelle Besonderheit bietet. Dazu wurde ein nützlicher Führer mit dem Titel "Natur- und Archäologieweg" herausgegeben, der am Schalter des Verkehrsbüros Lugano Turismo erhältlich ist. Die Wanderung entlang des rund 7 Kilometer langen Naturlehrpfads dauert etwa drei Stunden. Sie beginnt bei der Hauptstrasse oberhalb von Gandria (345 m), von wo aus eine Treppe direkt in den Wald führt. Hier beginnt der Aufstieg nach Gerra (400 m), der uns sogleich in vergangene Zeiten versetzt: Der Weg ist eine Art Naturtreppe und führt einer alten Trockenmauer entlang durch hohe Bäume und dichtes Gebüsch zu den ersten Stationen auf einer der herrlichen terrassenförmigen Aussichtspunkte, die einst dem Weinbau dienten. Hier finden wir die ersten erratischen Blöcke mit Inschriften aus prähistorischen Zeiten. Etwas weiter oben mündet unser Pfad in den Weg, der von Ruvigliana her nach Campo Rotondo (495 m) führt, von wo aus man schliesslich das Gebiet von Murela (570 m) erreicht. Hier können wir mehrere kuppelförmige Steinblöcke in einem Kastanienwald bewundern, bevor wir den Abstieg in Richtung der Kapelle Madonna di Lourdes (465 m) und des alten Dorfkerns von Gandria in Angriff nehmen. Im Mittelalter befand sich das Dorf Gandria nämlich nicht am See, sondern auf einem Terrassengelände, auf dem heute die Weiler Lizzura und Scensc liegen und wo noch heute eine der wenigen Quellen der Region sprudelt. Erst im 14. Jahrhundert weitete sich das Dorf gegen das Seeufer aus. Heute erinnern noch ein paar Trockenmauern an den ursprünglichen Dorfkern.
Sasso della PredesciaNächste Etappe ist der Sasso della Predescia. Die in Stein geritzten Inschriften machen aus diesem Felsblock ein historisch schützenswertes Objekt von kantonalem Interesse. Und die einmalige Lage hoch über einem steil in den See abfallenden Hang bietet eine stupende Aussicht auf den See und die umliegenden Berge. Die letzten Stationen des Naturlehrpfades erreicht man über den gleichen Weg zurück ins Dorf, den wir zu Beginn unserer Wanderung hochgestiegen sind. In den Fassaden der alten Häuser, auf dem Boden der engen Gassen oder an den Hauseingängen findet man vereinzelte mit Kupellen versehene Steinplatten.
Der gesamte Weg ist äusserst eindrücklich und strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Zeugen der Vergangenheit vermischen sich fast unmerklich mit der heutigen Landschaft. Unzählige Gerüche und Klänge liegen in der Luft und machen die Wanderung zu einem einmaligen Erlebnis.
Informationen Der Taschenführer "Natur- und Archäologieweg von Gandria" ist für 5.-- Franken bei Lugano Tourismus erhältlich.
Gandria ist auch mit dem Schiff erreichbar (in 35 Minuten ab Lugano).
Informationen zum Schiffsfahrplan sind erhältlich bei der Luganer Schiffartgesellschaft (Società navigazione del Lago di Lugano). REGION: Luganer See Wandertouren,Ausflugstipps(Tessin)